Die Erfahrung in der telefonischen Sprachberatung zeigt, dass es stets ähnliche Probleme sind, die dazu führen, dass versierte Schreiber zum Telefon greifen. Wenn man die 101 häufigsten Zweifelsfälle zusammenstellt, kann man über 95 Prozent der Anfragen abdecken. Werden diese Fragen dann beantwortet, sollten über 95 Prozent der alltäglichen Schreibprobleme gelöst sein. Das ist die Idee hinter diesem Buch.
Doch wie stellt man eine Art Hitparade der «beliebtesten» Fehler zusammen? Am besten ganz entspannt. Entspannt bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sowohl statistische Zahlen zur Fehlerhäufigkeit als auch subjektive Erfahrungswerte aus der Sprachberatung einfließen. Reines Zahlenmaterial zugrunde zu legen, wäre jedoch problematisch. Zum einen ist die Datenlage im Bereich Grammatik recht dürftig. Zum anderen sind die Erhebungsmethoden für Rechtschreibung und Zeichensetzung oft suboptimal: Meist beruhen die Fehlerstatistiken auf Probediktaten, die Sollbruchstellen vorgeben, welche dann unrepräsentativ häufig zu Fehlern führen. Aus diesem Grund wurden solche Statistiken hier nicht verwendet.
Stattdessen bietet es sich an, Statistiken über Anfragen an Sprachberatungsstellen heranzuziehen. Der Vorteil solcher Anfragestatistiken liegt darin, dass sie nur Probleme erfassen, die tatsächlich als relevant wahrgenommen werden. Allerdings haben auch diese Statistiken zwei wesentliche Nachteile: Es gibt nur wenige davon, und sie spiegeln lediglich die Probleme wider, die von der nachfragenden Klientel als wichtig angesehen werden. Um dem ersten Nachteil zu begegnen, greift man auf eigene Strichlisten und Erfahrungen zurück. Der zweite Nachteil ist möglicherweise gar nicht so gravierend, da Sprachberatung vor allem von erfahrenen Schreibern genutzt wird, die oft im beruflichen Kontext viel schreiben und daher über eine hohe Schreibkompetenz verfügen. Anfragestatistiken und Erfahrungswerte bilden also vor allem deren spezifischere Schreibprobleme ab.
Da anzunehmen ist, dass die Kunden der telefonischen Sprachberatung und die potenziellen Leser eines Buches dieser Art eine große Schnittmenge bilden, erweist sich der vermeintliche Nachteil sogar als Vorteil. Damit ist auch die Zielgruppe dieses Buches umrissen: Es richtet sich an versierte Schreiber im Schreiballtag und nicht an Personen, die erst das Schreiben erlernen.
Wenn Fragen der Ausgangspunkt für die passenden Antworten sind, ist ein systematischer Aufbau des Buches nicht zu erwarten. Stattdessen werden Einzelfälle behandelt, die jeweils in eigenen Kapiteln abgehandelt werden. Eine grundlegende grammatische Terminologie wird vorausgesetzt. Sollte ein grammatischer Fachbegriff unbekannt sein, hilft ein ausführliches Glossar weiter.
In einem Punkt wurde die eingangs beschriebene Idee nicht konsequent umgesetzt: Fragen zur Orthographie und Zeichensetzung gehören zwar zu den häufigsten, wurden jedoch nicht in die Rangliste eingeordnet, sondern zusammen unter 101 Fällen zusammengefasst. Nicht korrekte Schreibweisen sind mit einem Asterisk gekennzeichnet.